Heutzutage hört man so viel über die „Work-Life-Balance“ – über die utopische Vorstellung, dass wir auf magische Weise alle widersprüchlichen Anforderungen von Beruf und Privatleben sowie all unsere anderen Interessen und Leidenschaften in Einklang bringen können. Aber in Wirklichkeit ist die Vorstellung einer „Work-Life-Balance“ Unsinn.
Was bedeutet das überhaupt?
Der Ausdruck „Work-Life-Balance“ wurde erstmals Ende der 1970er Jahre in England verwendet und fand Mitte der 1980er Jahre Eingang in den US-amerikanischen Wortschatz, um die Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu beschreiben. Obwohl dieser Begriff ein bewundernswertes Konzept ist, wird er immer häufiger als Ausdruck für die zunehmende Einmischung der Arbeit in das Privatleben verwendet.
Bei mir ruft der Begriff „Balance“ das Bild einer perfekt horizontalen Wippe hervor – wo jeder Aspekt unseres Lebens gleich und vollkommen symmetrisch ist. Nun, das ist es nicht. Wir verbringen nicht genau gleich viel Zeit, Freude oder Mühe mit unserer Arbeit wie mit unserer Familie oder unseren persönlichen Zielen. Und das wollen wir auch nicht. Unser Leben ist ein perfekter Mischmasch, ein Sammelsurium und eine Mischung aus all den verschiedenen Dingen, die wir jeden Tag tun.
Sind diese Dinge im Gleichgewicht? Nein.
Warum also halten wir an diesem Fachjargon fest? Warum preisen sich Arbeitgeber weiterhin damit an, einerseits eine hervorragende „Work-Life-Balance“ zu bieten, erwarten dann aber von ihren Mitarbeitern, dass sie außerhalb der Arbeitszeit mit allen modernen Mitteln der Technik erreichbar sind?
Die Botschaften sind gemischt.
Kürzlich veröffentlichte Daten des britischen Thinktanks „Workplace Trends“ zur Arbeitsplatzflexibilität („2015 Workplace Flexibility Study“) bestätigen diese Verwirrung. 67 % der befragten Arbeitgeber die an der Studie teilnahmen, glauben, dass ihre Mitarbeiter ein ausgewogenes Arbeits- und Privatleben haben, und dennoch 64 % derselben Teilnehmer erwarten von ihren Mitarbeitern, dass sie auch in ihrer Freizeit erreichbar sind.
Wirklich?
Von den teilnehmenden Mitarbeitern 45 % hatten das Gefühl, nicht genügend Zeit für sich selbst pro Woche zu haben, und 20 % gab zu, in ihrer Freizeit mehr als 20 Stunden pro Woche zu arbeiten. Ich fürchte, auf dieser Wippe herrscht kein „Gleichgewicht“.
Es ist an der Zeit, das Schlagwort „Work-Life-Balance“ fallen zu lassen und mehr über Flexibilität, Integration und Agilität zu sprechen. Die Flexibilität und Agilität, Zeit bei der Arbeit zu verbringen, Zeit zu Hause zu arbeiten, Zeit für die persönliche Weiterentwicklung zu verwenden und Zeit damit zu verbringen, die anderen, vielen facettenreichen Elemente unseres Lebens zu integrieren.
Glauben Sie an die „Work-Life-Balance“?